Mercatorviertel

Duisburg ist eine über 2000 Jahre alte Stadt mit römischen Wurzeln. Die an historischen Ereignissen überaus reiche Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wurde von Historiken und Stadtarchäologen in intensivem Quellenstudium und umfangreichen archäologischen Ausgrabungen erforscht und in vielen Publikationen belegt. Auf der Suche nach den Wurzeln der Stadt wurden archäologische Grabungen vorwiegend im Bereich der Innenstadt durchgeführt und ergaben eine Vielzahl historischer Belege Es war der Stadtarchäologe Dr. Günter Krause, welchem der Verdienst zukommt, mit seinen Ausgrabungen den wesentlichsten Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Stadt Duisburg geliefert zu haben. In dem Band Nr. 38 der Duisburger Forschungen, Schriftenreihe der Mercator-Gesellschaft, publizierte Dr. Günter Krause umfangreich über die Stadtarchäologie in Duisburg.

 

Mit der Umsetzung des Masterplans Innenstadt im Jahre 2016 ergab sich die Möglichkeit, im Straßen-Geviert Gutenbergstraße, Rabbiner-Neumark-Weg, Oberstraße und Poststraße eine zirka 26.500 Quadratmeter große Fläche archäologisch zu untersuchen. Diese Fläche ist die größte innerstädtische Fläche Deutschlands, welche stadtarchäologisch untersucht wird.  Der unten angegebene Link informiert über diese städtebauliche und archäologische Maßnahme.

 

So sehr man als Duisburger Bürger einen Fortschritt in der Innenstadt begrüßen kann, so sehr ärgern die Begleiterscheinungen der archäologischen und baulichen Umsetzung des Masterplans. Mit dem Abriss des Schul-Komplexes, der Beseitigung vieler Großbäume, dem Abtrag des Geländes zu archäologischen Grabungen auf der gesamten Fläche, ergeben sich für das innerstädtische Klima äußerst negative Auswirkungen. Seit 2016 liegt das gesamte Grabungsgelände ungeschützt gegen jegliche Witterungseinflüsse (Hitze, Wind) und bildet somit eine diffuse Staubquelle im Innenstadtbereich. Das Schlimmste, was passierte, waren die Abtragungen des Bodens im unmittelbaren Bereich des Wurzelraumes der Ungarischen Eichen. Ein Absterben der Bäume war somit vorprogrammiert. Mit der Abschaffung der Baumschutzsatzung im Jahre 2016 hatten diese Bäume leider keinen Schutzstatus mehr.  

 

Fazit, Fragen und Empfehlung

Mit der Baureifmachung des Geländes und den archäologischen Grabungen entstanden im Innenstadtbereich im Sinne des Bundesimmissionschutzgesetzes  äußerst negativ zu bewertende Verhältnisse. Diese sind den Bürger*Innen nicht länger zumutbar. Kompensierendes Grün (Bäume, Sträucher) wurde vernichtet. Der Baum-Pfad, welcher eigentlich das Bewusstsein der Bürgerschaft zu Bäumen sensibilisieren sollte, existiert nur noch in äußerst beschämenden und heruntergekommenen Fragmenten. Er wurde zu einem Negativ-Symbol über den Umgang mit Bäumen in Duisburg und trägt nicht zu der so viel beschworenen Image-Verbesserung Duisburgs bei.

Hier stellt sich die Frage: "Sind ein paar alte Scherben, gefunden im beschädigten und toten Wurzelraum der Ungarischen Eichen, wichtiger und wertvoller anzusehen,  als gesunde Bäume und Sträucher mit all den vielen Wohlfahrtswirkungen?" 

Sind sich all die Verantwortlichen im Rat der Stadt und den beteiligten Ämtern eigentlich bewusst, wie unsensibel und für die Bürger*Innen nicht mehr nachvollziehbar der Umgang mit Bäumen durch diese archäologische Grabung abgewickelt wird? 

Empfehlungen: Beseitigung der beschämenden restlichen Fragmente des Baum-Pfades und Erstellung eines Grünordnungs-Konzeptes mit einer zeitnahen Realisierung. Schutz der 26.500 Quadratmeter offenen Grabungsfläche gegen Verwirbelungen von Staub unter der Einwirkung von Hitze, Trockenheit und Windeinwirkung. 


 

An die Bäume im Winter

Johann Gottfried Herder 

Gute Bäume, die ihr die starr

entblätterten Arme

Reckt zum Himmel und fleht wieder 

den Frühling herab!

Ach, ihr müsst noch harren, ihr

die armen Söhne der Erde.

Manche stürmige Nacht, manchen 

erstarrenden Tag!

Aber dann kommt wieder die Sonne 

mit grünendem Frühling

Euch; nur kehret auch mir Frühling

und Sonne zurück?

Harr geduldig, Herz, und birg in die 

Wurzel den Saft dir!

Unvermutet vielleicht treibt das

Schicksal empor.

 

Text auf einer Informationstafel des Baumpfades

Quelle: Website der Stadt Duisburg. Der unten aufgeführte Link informiert aus Sicht der Stadt über das innerstädtische Planungsvorhaben.
Quelle: Website der Stadt Duisburg. Der unten aufgeführte Link informiert aus Sicht der Stadt über das innerstädtische Planungsvorhaben.